Pro Hemsbach kann dem Haushalt 2025 nicht zustimmen. In der Haushaltsrede begründet PH seine Entscheidung.
Haushaltsrede 2025:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte
Vertreter der Verwaltung, sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderats, sehr
geehrte Bürgerinnen und Bürger,
451 Seiten Haushaltsplan – eine gewaltige Menge
an Zahlen und Fakten, die es zu durchdringen gilt. Nach intensiver
Beschäftigung mit dem neuen doppischen Haushaltssystem bleibt für mich
festzuhalten: Die Umstellung von der kameralistischen Buchführung war kein
Fortschritt. Zwar bietet der Ergebnishaushalt eine gute Übersicht über laufende
Vorgänge, und der Finanzhaushalt zeigt die tatsächlichen Geldbewegungen – doch
die Verzahnung dieser beiden Systeme ist kompliziert und erschwert es, einen
klaren Gesamtüberblick zu einzelnen Haushaltspositionen zu erhalten.
Ein Beispiel: Im Finanzhaushalt sind
für 2025 insgesamt 3,2 Millionen Euro für eine Flüchtlingsunterkunft und
100.000 Euro für deren Planung in der Pumpwerkstraße vorgesehen. Für 2026 sind
weitere 2,3 Millionen Euro eingeplant, ergänzt durch eine Förderung aus dem Ausgleichstock
in Höhe von 460.000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Mittel für die
Flüchtlingsunterbringung in diesen beiden Jahren also auf über 5,6 Millionen
Euro. Gleichzeitig bedeutet die Verwendung der Ausgleichstockförderung, dass
diese Summe für andere Investitionen nicht mehr zur Verfügung steht.
Vergleicht man das mit den Haushaltsansätzen
für die Sanierung der HM-Halle und des Sportcenters, wird das Missverhältnis
deutlich: 2025 sind hierfür lediglich 50.000 Euro und 2026 nur
225.000 Euro vorgesehen. Blickt man zusätzlich in den Ergebnishaushalt, findet
man dort 150.000 Euro für 2025 und rund 200.000 Euro für 2026 – zusammen also
etwa 625.000 Euro. Das steht in keinem Verhältnis zu den real erforderlichen
Mitteln: Um die beschlossenen Maßnahmen – Brandschutz, LED-Beleuchtung,
Elektrotechnik, Wasserinstallation, Sportboden und Tribüne – umzusetzen, werden
rund 4 Millionen Euro benötigt.
Selbst wenn man die Finanzplanung bis 2028
betrachtet, in der für 2027 und 2028 jeweils 700.000 Euro eingeplant sind,
bleibt die Finanzierungslücke groß. In vier Haushaltsjahren wird gerade einmal
die Hälfte der benötigten Mittel bereitgestellt. Angesichts der in der
Entwicklungsprognose auf Seite 29 dargestellten finanziellen Lage – sinkende
Wirtschaftskraft, steigende Preise, prognostizierte Negativhaushalte ab 2026 –
stellt sich die Frage, ob die HM-Halle und das Sportcenter jemals fertig
saniert werden können.
Diese Befürchtung wird durch eine Aussage auf
Seite 50 verstärkt: Ab 2026 sollen Investitionen nur noch durch Kreditaufnahme
finanziert werden. Gleichzeitig steigen die Tilgungsverpflichtungen auf über
eine Million Euro jährlich, was den finanziellen Spielraum der Gemeinde weiter
einschränkt. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass sich künftige
Investitionen auf Pflichtaufgaben beschränken müssen.
Das bedeutet im Klartext: Die
Sanierung von HM-Halle und Sportcenter wird nicht abgeschlossen.
Andere Kommunen zeigen, dass es anders geht.
Hirschberg hat die Heinrich-Beck-Halle saniert und ist nun an der Sachsenhalle
dran – mit einem klaren Sanierungskonzept und optimaler Ausschöpfung von
Fördermitteln. Laudenbach hat denselben Weg gewählt, sich erfolgreich um
Bundesfördermittel beworben und 6 Millionen Euro erhalten, um ihre
Bergstraßenhalle bis 2028 zu sanieren.
Und was machen wir? Seit über
20 Jahren betonen wir in Wahlkämpfen die Bedeutung von HM-Halle und
Sportcenter, doch geschehen ist kaum etwas. Bereits 2018 wurde im Gemeinderat
angekündigt, 2019 mit der Sanierung zu beginnen. Ich zitiere die WN vom
9.11.2018:
„Wir stehen am Anfang des
Prozesses, sagte Rössling und ließ keinen Zweifel daran, dass die Stadt im
kommenden Jahr (das war 2019) in die abschnittsweise Sanierung des
Gebäudekomplexes gehen wird“. Das war vor 7 Jahren!
Es gäbe nun eine Chance zu handeln: Da
der Gemeinderat beschlossen hat, keine teure Containeranlage für 3,2 Millionen
Euro auf dem Alla-Hopp-Gelände zu errichten und stattdessen alternative
Lösungen zur Flüchtlingsunterbringung zu nutzen, könnte ein Teil dieser Mittel
für Brandschutz und Sanierung der Sportstätten umgewidmet werden. Pro Hemsbach
hat hierzu einen Haushaltsantrag gestellt – doch dieser fand keine Mehrheit im
Gemeinderat.
Ich frage mich: Sind wir als Gemeinderat noch
glaubwürdig? Die Bürgerinnen und Bürger erwarten zu Recht, dass wir unsere
Ankündigungen umsetzen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Förderung
unserer Kinder. Laut Landesstatistik fehlen 30 % der Kinder die nötigen
Voraussetzungen, um ihre Grundschulzeit erfolgreich zu absolvieren. Dies zieht
sich bis in die berufliche Ausbildung durch. Die Landesregierung hat endlich
darauf reagiert und führt 2025 das Sprachförderprogramm „SprachFit“ ein. Die
Goetheschule möchte ab September 2026 dafür eine Vorschulklasse einrichten –
doch es fehlt ein Klassenzimmer. Der Gemeinderat hatte bereits vorher beschlossen,
das Lehrerwohnhaus für schulische Zwecke bereitzustellen. Allerdings sieht der
Haushaltsplan vor, erst 2026 mit der Planung zu beginnen – eine Entscheidung,
die bedeutet, dass die Vorschulförderung frühestens 2028 oder 2029 starten
kann. Das ist nicht akzeptabel. Zwei bis vier Jahrgänge würden diese wichtige
Förderung verpassen.
Da es nun aber dieses wichtige Förderprogramm
gibt, fordert Pro Hemsbach, die Planungen vorzuziehen, damit die Goetheschule
bereits 2026 mit dem Programm starten kann.
Ich habe heute nur zwei Themen angesprochen –
HM-Halle mit Sportcenter und die Goetheschule. Doch diese beiden Beispiele
zeigen: Unsere Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel. Die Bürgerinnen und Bürger,
die Eltern, die Vereine und Sportler vertrauen darauf, dass wir unsere
Versprechen halten. Doch was passiert? Stillstand. Leere Worte. Fehlende
Konsequenz.
Wenn wir weiterhin notwendige Sanierungen und
Bildungsmaßnahmen auf die lange Bank schieben, verlieren wir das Vertrauen der
Menschen, die uns gewählt haben. Die Haushaltsplanung ist nicht nur eine
Auflistung von Zahlen – sie ist ein klares Bekenntnis zu unseren Prioritäten.
Und derzeit setzt dieser Haushalt die falschen Signale.
Aus diesem Grund ist dieser Haushalt für uns
nicht zustimmungsfähig. Wir werden uns bei den Punkten 1 und 2 enthalten.